Sicherheit von Augentropfen

Der Sehsinn ist unser wichtigster Sinn. Deshalb lohnt es sich der Frage nachzugehen, wie es um die Sicherheit von Augentropfen bestellt ist. Die größte Komponente des Auges ist der Glaskörper. Er füllt 80 % des Augapfels aus und ist das zentrale Organ zur Aufrechterhaltung der okulären Homöostase 1, 10. Von seiner Gesundheit hängt die gesamte Augengesundheit ab. Doch der Glaskörper erfährt in der Augenheilkunde eine stiefmütterliche Behandlung.

Glaskörperabhebungen und Glaskörpertrübungen, die während der klinischen Studien zur Zulassung von Augentropfen auftreten, müssen nicht dokumentiert werden. Sie gelten nicht als Nebenwirkungen. Deshalb ist die Sicherheit von Augentropfen nicht gegeben.

Patienten-Arbeitsgemeinschaft

Abb. 26: 3D-Illustration des menschlichen Auges mit dem Glaskörperraum hinter der Iris. Das Loch in der Glaskörperrinde ist deutlich zu erkennen. Dort eint sich die Nervenfaserschicht der Netzhaut zum Sehnerv, der zum Gehirn führt. Erst in der Sehrinde entsteht das Bild, das wir wahrnehmen. Wenn nun Trübungen aller Art das einfallende Licht im Glaskörperraum bereits hemmen bzw. zerstreuen bevor es die Netzhaut erreicht, resultiert daraus eine gestörte Signalübertragung zum Gehirn. Das Bild, das der Betroffene wahrnimmt ist diffus, verschmiert und durch zahlreiche entoptische Phänomene entstellt.

Häufigkeit von Glaskörperabhebungen im Alter

Die letzten Studien zur Häufigkeit von Glaskörperabhebungen in verschiedenen Altersgruppen stammen aus den Jahren 1994 und 1997, also vor dem Boom von Lifestyle-Operationen (LASIK und refraktive Linsenchirurgie) 8  sowie vor der aggressiven Bewerbung von Glaukomtropfen als prophylaktische Maßnahme an gesunden Augen.

Die „Patienten-Arbeitsgemeinschaft intraokulare Gesundheit“ hat die ophthalmologischen Gesellschaften der Länder Irland, England (UK), Kanada, Belgien, Niederlande, Tschechien, Österreich, Schweiz und Italien diesbezüglich kontaktiert und nach Daten zur Häufigkeit von Glaskörperabhebungen in verschiedenen Altersgruppen gefragt. Geantwortet haben Österreich, Irland, England (UK) und Schweden. Alle vier Länder gaben an, dass in ihren Ländern diese Daten nicht zentral erfasst werden.

In einer der letzten Studien aus dem Jahre 1997 wurden 712 Augen von 404 Patienten im Alter von mindestens 65 Jahren untersucht auf die Häufigkeit einer hinteren Glaskörperabhebung im Alter 3. Voroperierte Augen, Augen mit einer proliferativen Netzhauterkrankung und Augen mit einer Ametrophie von über ±3,0 Dioptrien wurden nicht in die Studie aufgenommen. Sie kam zu folgenden Ergebnissen:

Altersgruppe vollständig
anliegender Glaskörper
vollständig
abgelöster Glaskörper
partiell
abgelöster Glaskörper
über 90 Jahre 39% 49% 12%
65 bis 69 Jahre 72% 11% 17%
70 bis 79 Jahre 56% 35% 9%
80 bis 89 Jahre 43% 46% 11%

Die Autoren schlussfolgerten daraus, dass die Häufigkeit einer partiellen oder vollständigen hinteren Glaskörperabhebung mit dem Alter zunimmt; allerdings sei sie jedoch seltener als bisher angenommen 3. Nicht angegeben wurde, ob es sich bei den Studienteilnehmern um pharmazeutisch behandelte oder zeitlebens pharmazeutisch unbehandelte Augen gehandelt hat. Angesichts des hohen Schädigungspotenzials des Konservierungsstoffs Benzalkoniumchlorid, der in fast allen Augentropfen enthalten ist, ein nicht zu vernachlässigender Faktor 4, 5, 6.

Die „Handan Eye Study“ aus dem Jahr 2013 hatte ebenfalls zum Zweck die Verbreitung von Glaskörperabhebungen in der chinesischen Landbevölkerung, die hauptsächlich aus Bauern besteht, nachzugehen 14. Glaskörperabhebungen sind dort weitaus weniger verbreitet als in den westlichen Ländern, auch bei kurzsichtigen Augen. Das Besondere an der Studie ist, dass diese Patientengruppe kaum Zugang zu Augenfürsorge hat. Genau dieser Ansatz bedarf einer näheren Betrachtung. Steigt demnach die Anzahl der Patienten mit Glaskörperdestruktionen mit der Häufigkeit der Anwendungen von Augentropfen?

Trübungen durch Augentropfen?

Bis vor kurzem wurde dem Glaskörper keine Wertigkeit für die Gesunderhaltung des Auges beigemessen. Neuere Erkenntnisse belegen jedoch, dass der gesunde Glaskörper im Gelstatus für die gesamte Augengesundheit eine überragende Rolle spielt. Diese neue Bewertung hat ihm sogar den Status „Organ“ eingebracht. Eine gerechtfertigte Auszeichnung, denn ihm obliegt das Aufrechterhalten der Homöostase, das Anpressen der Netzhaut auf die Aderhaut, die Ernährung und der Schutz seiner Umgebungsstrukturen, die Bündelung von Lichtstrahlen und der Abbau reaktiver Sauerstoffspezies, die permanent von den Netzhautgefäßen abgesondert werden. Mit anderen Worten: der Glaskörper in Gelform schützt vor Netzhautablösung, bewahrt die Linse vor Eintrübung, sichert Augengewebe vor Fibrosierung und ist im gesunden Gelzustand ein Garant für klares streuungsfreies Sehen 1, 10.

Daher möchte man als Patient annehmen, dass diese wichtige Komponente unseres Sehvermögens einem besonderen Schutz gilt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Auswirkungen von Augentropfen auf den Glaskörper mussten damals, als die Bedeutung des Glaskörpers noch weitestgehend unbekannt war, in den klinischen Studien nicht dokumentiert werden. Augentropfen, die nach diesen alten Kriterien zugelassen wurden, sind alle noch am Markt und werden täglich in der Augenheilkunde verordnet - auch prophylaktisch, an vollkommen gesunden Augen.

Glaskörpertrübungen durch Weitstellung der Pupille?

Um eine Untersuchung der Netzhaut oder eine Fehlsichtigkeitsprüfung bei Kindern durchführen zu können, wird häufig ein Mydriatikum verabreicht. Ziel ist, durch Entspannung bzw. Lähmung des ringförmigen Ziliarmuskels, an dem die Linse mittels Zonulafasern aufgehängt ist, eine Pupillenweitstellung herbeizuführen. Es gibt verschiedene Wirkstoffklassen mit verschiedenen Wirkstoffen und unterschiedlich langer Wirkungsdauer.
 
Durch die Entspannung bzw. die Lähmung des Ziliarkörpers werden die Zonulafasern angespannt. Dadurch wird die Pupille geweitet, während die Iris sich verdickt. Als Folge dessen verengt sich der Kammerwinkel. Bei Parasympatholytika tritt eine Akkomodationslähmung mit Abflachung der Linse ein, bei Sympathomimetika nicht. Um eine optimale Weitstellung zu bekommen, werden manchmal Wirkstoffe aus beiden Gruppen verabreicht.
 
Hinter der Linse, den Zonulafasern und dem Ziliarkörper befindet sich der Glaskörper. Er ist mit diesen Strukturen fest verbunden. Das Glaskörpergerüst besteht aus einem dicht gesponnenen Netz von Kollagenfibrillen. Durch die mechanische Einwirkung auf den Glaskörper und unter Berücksichtigung der Augen- und Kopfbewegungen während der Phase der Mydriasis, könnten die Fibrillen sich berühren. Auf diese Weise könnte es zu Verklumpung der Kollagenfibrillen kommen. Neben den Kollagenverklumpungen entstehen verflüssigte Glaskörperareale, die sich den Betroffenen als „Würmer“ und „diesige Wolken“ präsentieren.
 
Ältere wissenschaftliche Artikel (1965 – 1970) berichten von „mydriatischen Floatern“ unter Pupillen erweiternden Augentropfen. Es wird von Freisetzung von Pigmentgranulat der Iris in das Kammerwasser gesprochen 17, 18, 19. Der Glaskörper wird nicht explizit erwähnt - was daran liegen mag, dass zu der Zeit diese Komponente des Auges kaum Beachtung fand. Die Pupillenweitstellung geht demnach mit einem Bewegungsmechanismus im Augeninneren einher, der über den Mechanismus und die Dauer der natürlichen Dunkeladaptation und der Akkomodation hinausgeht.

Auch heute berichten Patienten von erstmaligem Auftreten von Glaskörpertrübungen nach Pupillenweitstellung. Es gibt auch Augenärzte, die dieses Phänomen beobachtet haben. Da es so gut wie keine Studien zu Auswirkungen von Augentropfen, Untersuchungstropfen und Benzalkoniumchlorid (siehe weiter unten) auf den Glaskörper gibt, gibt es auch keinen Beleg für die Unbedenklichkeit.

Glaskörperabhebungen durch drucksenkende Augentropfen ?

Der Augeninnendruck ist notwendig, um Funktion und Form des Auges zu bewahren. Er sorgt dafür, dass die Hornhautoberfläche gewölbt und der Abstand zwischen Linse und Netzhaut gleich bleibt. Er stellt sicher, dass die Fotorezeptoren gleichmäßig ausgerichtet sind. Ein zu niedriger Augeninnendruck kann eine Glaskörperabhebung induzieren, die wiederum eine Netzhautablösung auslösen kann. Ein erhöhter Augeninnendruck ist ein Risikofaktor, unter vielen anderen, ein Glaukom entwickeln zu können. Ein Druck von 15,5 mmHg gilt als Normwert. Als Untergrenze wird 10 mmHg und als Obergrenze 21 mmHg angenommen. Eine fixe Grenze kann aufgrund der individuellen Beschaffenheit der Augenhüllen jedoch nicht festgesetzt werden 1, 2.

Nicht selten berichten Patienten von plötzlichen Glaskörperabhebungen und Sehverlust kurz nach Beginn einer Applikation mit drucksenkenden Tropfen. Betroffen sind sowohl Augen mit hohem als auch mit niedrigem Ausgangsaugeninnendruck. Auch trifft es junge Patienten gleichermaßen wie ältere.

In dem Fallbericht "Recurrent serous macular detachment after topical ocular hypotensive medication" verweist der Autor auf die Theorie eines amerikanischen Glaukomexperten, die besagt, dass der erhöhte Flüssigkeitsdruck in Netz- und Aderhaut - posterior zum Glaskörper - in Augen mit niedrigem Kammerwasseraustausch einen abrupten Kollaps des Glaskörpers verursachen kann 9. Ein erhöhter chorioretinaler Flüssigkeitsdruck tritt auf unter Carboanhydrasehemmern und Prostaglandinderivaten, beides Wirkstoffe aus der Klasse der drucksenkenden Augentropfen.

Eine Drucksenkung wird entweder durch die Hemmung der Kammerwasserproduktion oder durch die Beschleunigung des Kammerwasserabflusses über den uveoskleralen Weg bewirkt. Gleichzeitig kommt es zu einer Gefäßerweiterung mit erhöhtem Blutfluss. Aufgrund des erhöhten Flüssigkeitsdrucks wird, neben der bezweckten Volumenreduktion von Kammerwasser im Glaskörper und in der Vorderkammer, vermehrt Flüssigkeit aus Netz- und Aderhaut ausgeschwemmt.

Wenn diese Tropfen außerdem noch mit Benzalkoniumchlorid (BAC) konserviert sind, kann dessen Wirkung die festen Verbindungen (engl. „tight junctions“) zwischen der Glaskörpermembran, der inneren Netzhautmembran und der angrenzenden Müllerschen Zellen auflockern. Durch das Lösen könnten die Ankerfibrillen „Laminin“ und „Fibronektin“ den Halt in der Netzhaut verlieren, denn die Begrenzung des Glaskörpers und der Netzhaut geht lamellenartig in einander über. Hinzu kommt der Effekt der Schwerkraft beim Bücken. Der volumenreduzierte Glaskörper könnte nach vorne in die abgeflachte Vorderkammer rutschen und - wenn die Anheftung durch BAC schon geschwächt ist - sich dabei am Hinterpol von der Netzhaut losreißen.

Diesem Mechanismus wurde bisher noch nicht in einer Studie nachgegangen. Auch müssen Glaskörperabhebungen und Glaskörpertrübungen in den klinischen Studien zur Zulassung von Augentropfen nicht dokumentiert werden, obwohl sie großen Schaden an die Netzhaut anrichten, die Sehqualität erheblich herabsetzen und das Sehvermögen gefährden. Daher fragt sich der mündige Patient zu Recht, ob diese Unterlassung medizinethisch vertretbar ist.

In den klinischen Studien wird die Glaskörperabhebung und Glaskörpertrübung nicht standardmäßig erhoben. Die Häufigkeit einer Glaskörperabhebung steigt mit zunehmendem Lebensalter und ist bei Patienten über 65 Jahren der Normalzustand und keine Erkrankung *

*Diese Auskunft des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegt der Autorin schriftlich vor.

Anmerkung: Diese Aussage steht im Widerspruch zu der Studie aus dem Jahre 1997 „Häufigkeit einer hinteren Glaskörperabhebung im Alter“ 3

Aus dem Fehlen dieser Nebenwirkung auf dem Beipackzettel unter Punkt „4. Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten“ kann daher nicht gefolgert werden, dass sie nicht aufgetreten sind.

Bei einer aggressiven Glaskörperabhebung gehen Sehzellen zugrunde und es entstehen Netzhautwunden. Die Reparatur in Form von epiretinalen Gliosen kann sich über einen recht langen Zeitraum erstrecken und geht mit Metamorphopsien und Verlust von Sehvermögen einher. Da der Befund einer Glaskörperabhebung häufig nicht erhoben oder als Vorgang deklariert wird, der „zufällig zeitgleich“ mit den Tropfen aufgetreten ist, erfährt der Patient nicht, dass es sich bei einer epiretinalen Gliose um einen Folgeschaden von Glaskörperdestruktion handelt.

Es gibt Augenärzte, die Glaskörperabhebungen unter drucksenkender Medikation mehrfach beobachtet haben und dies auch unumwunden zugeben. Sollte sich diese Annahme bestätigen, dann könnte die drucksenkende Prophylaxe an Augen mit erhöhtem Augeninnendruck ausgerechnet die Entstehung der Krankheit „Glaukom“ begünstigen, die sie eigentlich verhindern sollte. Die Nebenwirkungen der Tropfen sind dann nicht mehr von den Symptomen der Krankheit zu unterscheiden 15.

If vitreous liquefaction represents an early step in the pathogenesis of nuclear cataract and some cases of open angle glaucoma, perhaps research efforts should focus on preventing vitreous liquefaction. Currently, there is far more interest in pharmacologic vitreolysis. Perhaps the field of retina, and all of ophthalmology, would benefit from doing exactly the opposite: preventing vitreous liquefaction and posterior vitreous detachment. The possible benefits of being able to maintain a vitreous gel throughout life are many: no nuclear sclerotic cataracts, reduced cases of open angle glaucoma, and reduced cases of retinal tears, retinal detachments, macular holes, vitreomacular traction, macular pucker, bleeding from proliferative diabetic retinopathy, etc. The list goes on. Unfortunately, there is currently very little understanding of the mechanism of vitreous liquefaction and very few research efforts in this area. The importance of a gel vitreous to the health of the eye has long been unexamined. Vitreous research is the unexplored frontier of the eye. I am sure the vitreous gel will continue to surprise us.

Quelle: N. M. Holekamp, „Vitreous Research: The Oxygen Story“ 15

Die Meinungen zur prophylaktischen Behandlung von gesunden Augen mit drucksenkender Medikation gehen in der Fachwelt auseinander.

Das Hauptargument gegen eine drucksenkende Behandlung der okulären Hypertension (OHT) ist „primum nihil nocere"*.
[…]
Eine drucksenkende Behandlung, ohne dass funktionelle oder morphologische Veränderungen vorliegen, sollte nur bei extrem hohen Druckwerten (>32 mmHg) begonnen werden. Bei Druckwerten zwischen 21 und 32 mmHg sollte das Konversionsrisiko des individuellen Patienten anhand der aus den großen prospektiven Studien (OHTS/EGPS) bekannten Risikofaktoren mithilfe des Risikorechners ermittelt werden. Nur Patienten mit einem deutlich erhöhten Risiko (>13%) profitieren eindeutig von einer prophylaktischen Behandlung. Bei allen Patienten mit einem geringen oder mäßigen Risiko sind die potenziellen Nebenwirkungen der Therapie relevanter als deren möglicher Nutzen, sodass das Prinzip des „aggressiven Abwartens“ bei der OHT mehr als berechtigt ist. Das „aggressive Abwarten“ („watchful waiting“) […] muss mit dem entsprechend informierten Patienten abgesprochen sein.

*[lat.: „erstens nicht schaden“]

Quelle: J. Stürmer (2011) „Argumente gegen eine drucksenkende Behandlung der okulären Hypertension - Prophylaktische Behandlung nicht notwendig“ 2.

Glaskörperdestruktion durch Benzalkoniumchlorid ?

Benzalkoniumchlorid (BAC) ist ein Zellgift. Der Konservierungsstoff gehört zu den quaternären Ammoniumverbindungen. Er ist in circa 70% der Augentropfen enthalten 11. In einer Konzentration von 0,0001% ist die Zellgiftigkeit nicht mehr nachweisbar. In Augentropfen beträgt die Konzentration in der Regel 0,01 bis 0,025% 4. Demnach übersteigt sie die nicht giftige Konzentration um das 100- bis 250-fache. Ob Augentropfen mit Benzalkoniumchlorid konserviert sind, steht ganz am Ende des Beipackzettels unter Punkt „6. Weitere Informationen“. Auf die erheblichen und irreversiblen Nebenwirkungen dieses Hilfsstoffs wird nicht hingewiesen. Aus pharmakologischer Sicht ist Benzalkoniumchlorid ein Hilfsstoff.

Damit verstößt Benzalkoniumchlorid gegen alle Kriterien, die an Hilfsstoffe gestellt werden. Die schädigenden Auswirkungen von Benzalkoniumchlorid auf Augengeweben sind bekannt und gelten als ausreichend belegt 4. Zu diesem Thema sind zahlreiche kritische Artikel in den bedeutendsten ophthalmologischen Zeitschriften erschienen 5, 6, 11.

Bemerkenswert ist jedoch, dass Auswirkungen von Benzalkoniumchlorid auf die größte Komponente des Auges, den Glaskörper, komplett fehlen. Laut Aussage von Netzhautexperten gibt es dazu keine einzige Studie. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) war nicht in der Lage eine Studie bzw. eine Untersuchung zu nennen, die sich mit Auswirkungen von Benzalkoniumchlorid auf den Glaskörper beschäftigt hat.

Der Grund ist vermutlich zu suchen in der Tatsache, dass der Glaskörper „größtenteils“ azellular ist. Doch die im Bereich der Glaskörperrinde befindlichen Hyalozyten sind phagozytäre Zellen; sie sind an der Nachbildung (Synthese) von Kollagen- und Hyaluronsäure sowie am Abtransport von degenerierten Fragmenten beteiligt. Ganz geklärt ist ihre Funktion jedoch noch nicht 12. Dazu kommen noch Fibroblasten, ebenfalls Zellen, die an der Synthese der Glaskörperbaustoffe beteiligt sind.

Wenn nun diese Zellen durch Benzalkoniumchlorid dem Zelltod zum Opfer fallen, käme die Nachbildung von Hyaluronsäure und Kollagenfibrillen zum Stillstand, der Abbau und Abtransport von abgestorbenen Fragmenten aus dem Glaskörper ebenfalls. Erschwerend kommt hinzu, dass der Glaskörper eine Art Sammelbecken im Auge darstellt, wo täglich applizierte Wirkstoffe und Hilfsstoffe von Augentropfen zum Teil aufgefangen werden. Mit einer Verweildauer von vier Wochen über den letzten Tropfen hinaus muss gerechnet werden. Die Glaskörperzellen sind demnach über einen sehr langen Zeitraum durch BAC-kontaminiertes Kammerwasser umspült, was die Wahrscheinlichkeit des Zelltodes erhöht.

Aber noch eine andere Theorie ist denkbar. Benzalkoniumchlorid besitzt neben seinen Konservierungseigenschaften auch die Fähigkeit die „Zell-Zell-Kontakte“ (engl. „tight junctions“) des Hornhautepithels aufzuweichen. Es wird Augentropfen auch deshalb beigemischt, um eine bessere Penetration der Wirkstoffe durch die Hornhaut in die Vorderkammer zu ermöglichen. Nun ist der Glaskörper über die innere Netzhautmembran (ILM) - die Basalmembran der Müllerzellen - mit der Netzhaut verbunden. Auch in diesem Bereich gibt es Zell-Zell-Kontakte. Die Ankerfibrillen Fibronectin und Laminin, die für die Anhaftung des Glaskörpers an die Netzhaut sorgen, könnten durch das Aufweichen der Kontakte durch BAC den Halt in der inneren Netzhautmembran verlieren und auf diese Weise die Glaskörperablösung in Gang setzen.

Die meisten Konservierungsmittel wirken relativ unspezifisch als Detergenzien oder durch oxidative Mechanismen und führen somit zu Nebenwirkungen an Augenoberfläche und Tränenfilm. Möglicherweise bewirken sie auch Schäden an Linse, Trabekelmaschenwerk und Netzhaut. Benzalkoniumchlorid, das am häufigsten verwendete Konservierungsmittel in Ophthalmika, ist deutlich toxischer als andere bzw. neuere Konservierungsstoffe.

Quelle: Messmer E. M. (2012): Konservierungsmittel in der Ophthalmologie“ 6

In der Regel enthalten Augentropfen BAC in Konzentrationen unter 0,05%. Aber auch bei niedrigeren Konzentrationen zwischen 0,001 und 0,0001% wird das Zellwachstum dosisabhängig verlangsamt bzw. angehalten.
[…]
BAC ist das am längsten verwendete Konservierungsmittel in der Ophthalmologie. Es bewirkt jedoch am Auge z. T. erhebliche zytologische und histologische Veränderungen, wie In-vitro-, In-vivo- und klinische Studien aufzeigen.

Quelle: Huber-van der Velden K.K., Thieme H., Eichhorn M. (2012): Morphologische Veränderungen durch Konservierungsmittel in Augentropfen“ 5

BAK has been detected in the trabecular meshwork (TM), corneal endothelium, lens, and retina after topical drop installation and may accumulate in those tissues. There is evidence that BAK causes corneal and conjunctival toxicity, including cell loss, disruption of tight junctions, apoptosis and preapoptosis, cytoskeleton changes, and immunoinflammatory reactions. These same effects have been reported in cultured human TM cells exposed to concentrations of BAK found in common glaucoma drugs and in the TM of primary open-angle glaucoma donor eyes. It is possible that a relationship exists between chronic exposure to BAK and glaucoma. The hypothesis that BAK causes/worsens glaucoma is being tested experimentally in an animal model that closely reflects human physiology.

Quelle: Carol A. Rasmussen C. A., Paul L. Kaufman P. L., and Julie A. Kiland J. A. (2014), Benzalkonium Chloride and Glaucoma“ 11

Der Konservierungsstoff Benzalkoniumchlorid ist ein Zellgift. Fast alle Augentropfen gibt es auch als unkonservierte Variante in Form von Einzel-Dosis-Ophtiolen (EDO) oder als konservierungsfreie Mehrdosenbehältnisse mit Verkeimungsschutz. Bei Bedenken können Sie Ihren Augenarzt um eine entsprechende Rezeptierung bitten.

Patienten-Arbeitsgemeinschaft

Fazit:

Bei einer Glaskörperablösung entsteht im Inneren des Auges eine neue Fläche, die keineswegs glatt und transparent ist, sondern scheckig und zerfasert. Des Weiteren runzelt sich die Glaskörperhülle wie ein erschlaffter Luftballon. Abgerissene Fasern der Netzhaut haften an ihr. An dieser neu entstandenen Fläche im Auge wird das einfallende Licht nun getrübt, gebrochen und zerstreut. Sie verursacht gardinenartige Trübungen, die das ganze Gesichtsfeld bedecken und sehr beeinträchtigende entoptische Phänomene auslösen. Das glasklare Gel wird trübe und das vorher gebundene Kammerwasser wird flüssig. Darin schwimmen die losgelösten Kollagenfibrillen und Hyaluronsäureketten konfus herum und verursachen permanent wechselnde Lichtstreuung. Die entoptische Phänomene treten sowohl bei Sonnenlicht an reflektierenden Oberflächen (Karosserien, Fensterglas, Metall-, Glas- und Kunstoffgegenstände) als auch unter künstlicher Beleuchtung auf (z. B. Fahrzeug-, Straßen-, Verkehrs- sowie Raum- und Gebäudebeleuchtung). Die Mobilität der Trübungen und die dadurch ausgelösten vielfältigen Lichtphänomene behindern die Sicht bei allen Aktivitäten, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Glaskörperabhebung, Glaskörpertrübungen und Glaskörperdestruktion sind demnach nicht zu unterschätzende Nebenwirkungen, die die Augengesundheit erheblich gefährden, die Lebensqualität herabsetzen und ein bis heute nicht anerkanntes Gefahrenpotenzial innehaben.

Ferner ist ein verflüssigter Glaskörper für die Entstehung folgender Netzhauterkrankungen verantwortlich 12, 15, 16:

  • vitreomakuläre und vitreoretinale Traktion (= Zug)
  • Vitreoschisis
  • Zellophanmakulopathie und epiretinale Gliosen
  • Netzhautabhebungen
  • Netzhautrisse und Netzhautlöcher
  • Makulaödeme, Makulalöcher

Der gesunde Glaskörper in Gelform besitzt ein hohes antioxidatives Potenzial. Er verkonsumiert aggressiven Sauerstoff, der von den Netzhautgefäßen abgeschieden wird. Ist der Glaskörper verflüssigt und von der Netzhaut abgehoben, kann er diese wichtige Aufgabe nicht mehr nachkommen. Der aggressive Sauerstoff verteilt sich sodann frei im retrovitrealen Raum, wo er mit dem zirkulierenden Kammerwasser die Linse, das Trabekelmaschenwerk und alle anderen Gewebe im Augeninneren erreicht.

Glaskörperdestruktion begünstigt und beschleunigt demnach die Entstehung von 12, 15, 16:

  • Linseneintrübung und Kernkatarakt
  • einige Varianten von Offenwinkelglaukom
  • die Degeneration aller Augengewebe im Augeninnere

Als Basis für Studien zur Alterung des Glaskörpers wurden Augen genommen ohne bekannte Erkrankung und ohne chirurgische Historie, aber mit pharmazeutischer Behandlung, daher auch mit BAC, in der Vorgeschichte. Auch Pupillen erweiternde Augentropfen sind mit Benzalkoniumchlorid konserviert. Schon Frühchen und Kindern mit Brechfehlern werden diese Tropfen zwecks Untersuchung verabreicht. Bis die Mechanismen zur Entschlüsselung der Glaskörperverflüssigung und das Loslösen der Ankerfibrillen aus der inneren Netzhautmembran unter Einbeziehung von BAC-konservierter und drucksenkender Augenmedikation nicht erforscht sind, ist nicht gesichert, dass die Glaskörperabhebung bzw. die Glaskörperdestruktion ausschließlich ein physiologischer Alterungsvorgang ist.

Es gibt neuere Konservierungsstoffe (Polyquad, Purite, SofZia), die weitaus weniger Nebenwirkungen aufweisen 5, 6. Warum wird dennoch an Benzalkoniumchlorid als Konservierungsstoff festgehalten?

Mittlerweile scheint sich ein Paradigmenwechsel in der Glaskörpertrübung- und „Mouches volantes"-Thematik anzubahnen. Symposien und Foren werden abgehalten, um Therapieverfahren aufzuzeichnen, ebenso ihre Grenzen:

Doch ein Begriff, der nirgendwo fällt, ist „Prävention von Glaskörpertrübungen“. Die YAG-Laser-Vitreolyse muss der Patient aus eigener Tasche bezahlen. Die Augenheilkunde, allen voran die Augenärzte, die damit Einnahmen generieren, sollten sich uneingeschränkt und unvoreingenommen für neutrale Ursachenforschung und Prävention von Glaskörpertrübungen einsetzen.