Behandlung von Glaskörpertrübungen: Die Vitrektomie
Bei einfachen Trübungen kann eine Laser-Vitreolyse Abhilfe schaffen. Sie ist ein nicht-invasives Verfahren durchgeführt mit einem Nd:YAG-Laser. Im Artikel "YAG-Laser-Vitreolyse zur Behandlung von störenden Glaskörpertrübungen" (erschienen Januar 2019, Fachzeitschrift "Ophthalmologe", Springer Medizin Verlag GmbH)37 sind dazu ausführliche Informationen online gestellt. https://www.floater-vitreolysis.de/springer_nature.pdf
Bei schweren und komplexen Glaskörpertrübungen ist jedoch die Vitrektomie die einzige Behandlungsoption. Dieser Eingriff wird nachfolgend besprochen.
Abb. 16: Vitrektomie: Der verflüssigte und eingetrübte Glaskörper wird aus dem Auge abgesaugt. An der Basis, hinter der Linse, wo er noch gelartig ist, wird der Eingriff mit einem glatten Schnitt beendet. Um einen Kollaps zu vermeiden, muss während der gesamten Operation der Druck im Auge aufrecht gehalten werden. Bei einer „Floaterektomie“ 34 wird die entfernte Materie durch eine Kochsalzlösung ersetzt. Um eine Netzhautablösung vorzubeugen wird der entleerte Glaskörperraum zusätzlich mit einer Luftblase aufgefüllt. Diese wird im Verlauf vom Körper resorbiert, während die Kochsalzlösung durch körpereigenes Kammerwasser ersetzt wird.
Die Vitrektomie:
nach sorgsamer Patientenselektion umfangreiche Patientenaufklärung
Um die Erwartungen von Patienten nicht zu enttäuschen und um unvorhersehbare psychische Reaktionen nach einer Vitrektomie zu vermeiden, ist eine umfassende Aufklärung des zu erwartenden Ergebnisses zwingend geboten. Das gilt in verstärktem Maße für die Gruppe mit induzierter hinterer Glaskörperabhebung. Nicht in jedem Fall können alle Floater beseitigt werden. Möglicherweise muss der Patient sich auf dauerhafte Veränderungen und auf störende entoptische Phänomene einstellen, die ihm vor der Vitrektomie unbekannt waren. Ihm muss vermittelt werden, dass es nicht möglich ist, den Zustand voller Augengesundheit und Beschwerdefreiheit wieder herzustellen. Es sollte ihm außerdem nicht vorenthalten werden, dass Langzeitbeobachtungen und Studien fehlen.
1. Schilderung des Ablaufs des medizinischen Eingriffs:
- Angaben zur Wahl der Prozedur: PpV oder cPpV (Pars-plana-Vitrektomie oder core-Pars-plana-Vitrektomie)
- Erklärung zum Sinn der Luftblase/Gasblase und Resorptionsvorgang
- Erläuterungen zur Wahl von prä- und postoperativer Medikation. Sie sollte unbedingt konservierungsfrei sein. Augentropfen enthalten i. d. R. Benzalkoniumchlorid als Konservierungsstoff. Es ist ein Zellgift, welches bereits in sehr niedrigen Konzentrationen zu Schäden an Augengewebe führen und die Heilung negativ beeinflussen kann. Augentropfen enthalten i. d. R. Konzentrationen von 0,01 bis 0,02% 19, 20, 21, 32, 33
2. Aufklärung über erzielbares Operationsergebnis
- Absolute und vollständige Beseitigung von Floatern ist nicht in allen Fällen möglich bzw. gewährleistet
- Möglichkeit der Induktion von anderen entoptischen Phänomenen durch die Vitrektomie
3. Aufklärung über intraoperative Risiken
- Blutungen
- Infektionen
- Netzhautablösung, Netzhautlöcher
- Besondere Risiken bei chirurgisch induzierter hinterer Glaskörperabhebung
- Leckagen mit Reduktion des Augeninnendrucks
- Netzhautfalten und/oder Aderhautfalten (Metamorphopsien)
- Risiken der Perforation der Ader- und Netzhaut durch die Peri- bzw. Retrobulbäranästhesie (Erblindung, Verlust des Auges)
4. Aufklärung über mögliche kurzfristige Effekte
- Auftreten von größeren schwarzen Floatern, schwarzen Pünktchen und Zellen im leeren Glaskörperraum
- postoperative Schmerzen
5. Aufklärung über mögliche langfristige Effekte
- Veränderung der Brechkraft bis hin zu hochgradiger Kurzsichtigkeit mit Geisterbildern als Folge der Verlagerung der Linse
- Astigmatismus
- verstärkte Wahrnehmung des „Blue Field Entoptic Phenomenon“
- störende Reflexionen und Lichtstreuungen bei bestimmtem Lichteinfall an der chirurgisch erzeugten Schnittkante des Glaskörpers
- bei induzierter hinterer Glaskörperabhebung; Gelreste auf der Netzhaut können bleibende störende Trübungen (Glitzerphänomene) hervorrufen
- Residualfloater
- Halogene (Lichthöfe) um Lichtquellen
- Starburst (Lichtstrahlen) um Lichtquellen
6. Langzeitkomplikationen
- Kataraktformation durch vermehrten oxidativen Stress 7, 15
- Risiko für Sekundärglaukom nach Vitrektomie und Katarakt-OP 16, 17
- erhöhtes Risiko des Eintritts einer Netzhautabhebung, die lebenslang bestehen bleibt 1, 12
- studiengestützte Langzeitergebnisse über Jahrzehnte fehlen
7. Kontraindikationen
- akute psychische Belastungsreaktionen
- Vorsicht bei komorbiden psychischen Störungen
- Bestehen der Trübungen < 6 Monate
Hinsichtlich der Langzeitkomplikationen müssen Patienten darauf hingewiesen werden, dass die Funktion des Glaskörpers und die Folgen der Vitrektomie bisher nicht soweit und grundlegend erforscht wurden, um verlässliche Angaben über den weiteren Verlauf nach einer Vitrektomie machen zu können.
Video zu Vitrektomie: https://www.youtube.com/watch?v=6Aw8r6ym_Ho
Video zu Retrobulbäranästhesie: https://www.youtube.com/watch?v=f8twP0VN24I
Lassen Sie sich vor der Vitrektomie zu den unterschiedlichen Anästhesieverfahren beraten. Eine zusätzliche Option ist die Betäubung des Auges mittels Tropfen. Sie kann mit einer Sedierung kombiniert werden.
Patienten-Arbeitsgemeinschaft